New Orleans, eine der ältesten und damit auch europäischsten Metropolen der Südstaaten, war quasi prädestiniert dafür, den Jazz hervorzubringen. Hier kreuzten sich unterschiedlichste Kulturen: Franzosen, Spanier, die weißen US-Amerikaner und schließlich die vielen verschleppten Sklaven brachten ihre Traditionen mit, verwandelten diese und hinterließen so ihre Spuren. Der Seehafen am Unterlauf des Mississippi sorgte für einen regen Austausch, so dass schon früh kreolische Einflüsse aus der Karibik hinzukamen.
Allerdings blieb den meisten Sklaven der Zugang zu Instrumenten verwehrt – und viele Sklavenhalter unterdrückten jeglichen Versuch, die reichhaltige musikalische Tradition der Afrikaner in die neue Welt hinüberzuretten. Insbesondere Trommeln galten als subversiv, da sie die Möglichkeit boten, über größere Distanzen zu kommunizieren. Einzig der gemeinschaftliche Gesang bei der Feldarbeit erschien unverdächtig – zumal dadurch die harte und monotone Feldarbeit auf den Plantagen erträglicher und letztlich produktiver wurde. Es entstanden die typischen Worksongs, woraus wiederum die Spirituals hervorgingen.
Erst mit dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs und der Abschaffung der Sklaverei konnten die afrikanisch-stämmigen Amerikaner so musizieren, wie sie wollten. Da zeitgleich die konföderierte Armee und mit ihr zahlreiche Militärkapellen aufgelöst wurden, waren plötzlich reichlich Musikinstrumente zu günstigen Preisen verfügbar. Die schwarzen Bürger der Vereinigten Staaten griffen beherzt zu. Und spielten sie zunächst noch die Märsche der Weißen nach, mischten sich schon bald afrikanische Rhythmen und Song-Strukturen unter die Musik. Von den Spirituals wurde das Call-Response-Prinzip übernommen, also das Ruf-Antwort-Prinzip, bei dem ein Solist eine Melodie vorgibt und alle entsprechend antworten. So entstanden die typischen Marching Bands. Und als die Musiker begannen beim Call und Response die Melodie spielerisch zu variieren – auch um die anderen Band-Mitglieder herauszufordern – war es nur noch ein kleiner Schritt zur Improvisation, wie sie charakteristisch für den Jazz ist.
Cajun und Zydeco
Doch nicht nur die afrikanisch-stämmigen Bewohner haben in und um New Orleans ihre ganz eigene Musik in der neuen Welt entwickelt. Auch französische Traditionen leben weiter – insbesondere in den Sumpflandschaften des Mississippi-Mündungsdeltas und entlang der Golfküste. Spür- und hörbar wird dies vor allem im Cajun – eine dynamische Folklore-Musik, zu der sich leicht und ausdauernd tanzen lässt. Ursprünglich kamen zum Gesang vor allem Fideln, Akkordeons und – als Rhythmus-Instrument – Triangeln hinzu. Längst haben aber auch Gitarren, der Kontrabass und das Banjo Einzug gehalten.
Eine Weiterentwicklung des Cajun ist der Zydeco. Auch hierbei spielt das Akkordeon eine tragende Rolle. Zydeco ist jedoch dynamischer und rhythmischer als Cajun. Als Rhythmus-Instrument darf das Waschbrett nicht fehlen. Afroamerikanische Einflüsse sind nicht zu überhören. Und während beim traditionellen Cajun elektrisch verstärkte Instrumente unbekannt sind, haben viele Zydeco-Bands die Grenze zum Rock verwischen lassen, E-Gitarren und Schlagzeug inklusive.
Die Hochburg des Zydeco ist die Stadt Lafayette im Westen Louisianas. Die Reise führt Sie also von New Orleans, dem Geburtsort des Jazz, quer durch die Sümpfe zu einer US-amerikanischen Musikrichtung, die vielen Europäern gänzlich unbekannt ist.
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